Deutsch-Tschechoslowakische Gesellschaft

Seit dem 2. Weltkrieg und besonders nach der Machtergreifung der Kommunisten in der Tschechoslowakei fiel ein nahezu undurchlässiger Vorhang zwischen die Völker in Bayern und in Böhmen. Jahrhundertealte Verbindungen waren plötzlich zerschnitten, Lebensräume waren zerstört.

 

Mit diesen Verhältnissen wollte sich auf Dauer niemand abfinden. Während auf der großen politischen Ebene auf die neue "Ostpolitik" gewartet werden musste, die ab dem Jahre 1970 zu einer nicht allseits begrüßten "Interessen-Zusammenarbeit" führte, gab es auf beiden Seiten der bayerisch-tschechischen Grenze immer wieder lokale Bemühungen um wirtschaftliche Kontakte. Legendär sind die Gespräche von "Bayerns heimlichem Außenminister", dem Landrat Dr. Max Fischer aus Cham, in Prag und im Grenzraum. Nicht weniger bedeutend sind aber auch die Versuche der Arbeitsgemeinschaft "Unterer Bayerischer Wald" zu einer engeren Zusammenarbeit. 1971 waren diese Bestrebungen mit der Öffnung des Grenzübergangs an der Bundesstraße 12 in Philippsreut gekrönt worden.

 

Es waren die Kontakte von einzelnen Pionieren, die zu einem dichter werdenden Geflecht von menschlichen Begegnungen führten. Am bekanntesten wurde der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft "Unterer Bayerischer Wald", Hans Presl aus Freyung. Er organisierte zahlreiche Besuchsreisen von regionalen Politikern aller Parteien. Vor allem das Reisebüro CEDOK, aber auch die Handelskammer in Prag und besonders die deutsche Botschaft boten wertvolle Hilfen. Seit 1970 sah auch der Bezirksvorsitzende der Jungen Union in Niederbayern und spätere Landtags- und Bundestagsabgeordnete Dr. Klaus Rose aus Vilshofen die Notwendigkeit einer Stärkung des niederbayerischen Grenzraums durch Handels- und Kulturkontakte mit der Tschechoslowakei. Am 15. November 1975 berichtete zum Beispiel Oskar Hatz in der Passauer Neuen Presse: "JU will Kontakt mit Böhmen." So war es nur natürlich, dass sich die Wege von Presl und Rose mehrmals kreuzten und sie 1977 gemeinsam bei der Einweihung und Wiedereröffnung der Deutschen Botschaft in Prag anwesend waren (PNP-Bericht vom 19.03.1977). Die Arbeitsgemeinschaft "Unterer Bayerischer Wald" entwickelte sich zum Vorläufer einer deutsch-tschechoslowakischen Gesellschaft.

 

Am Ende der 1970er Jahre gab es Licht und Schatten in den Grenzbeziehungen. Stellte noch Mitte 1978 Rose auf einer Tagung im Beisein des deutschen Botschafters in Prag, Dr. Diesel, den Antrag auf Schaffung eines deutsch-tschechoslowakischen Jugendwerks und Ende 1978 auf Kontakte Vilshofens mit Pilsen wegen des berühmten Braumeisters Josef Groll, so hieß es in einem PNP-Bericht vom 11. Februar 1980: "Beziehungen auf Eis - Botschafter auf Wintersport" (Dr. Diesel, Hans Presl und Dr. Rose trafen sich in Freyung).

 

Im Jahre 1983 trat eine andere Qualität in den deutsch-tschechoslowakischen Beziehungen ein. Neben den immer wieder möglichen Regierungsbesuchen auf beiden Seiten reisten auch vermehrt Parlamentarier in die CSSR. Im September 1983 begutachteten erstmals sieben CSU-Bundestagsabgeordnete das Nachbarland. Dr. Klaus Rose hatte als Sprecher der "Ostbayernrunde" seine Kollegen ins Riesengebirge zur Information über die Waldschäden und anschließend nach Prag zu einem Umweltschutz-Gespräch geführt. Aber auch die Universität Passau unter ihrem Präsidenten Professor Dr. Karl-Heinz Pollok bemühte sich in Prag um Kontakte. Am 15. Oktober 1983 konnte man der Passauer Neuen Presse entnehmen: "Vertrag zwischen Universitäten Prag und Passau unterzeichnet". In einem WELT-Artikel vom 21.10.1983 hieß es schließlich: "Von Passau aus engere Kontakte zur CSSR".

 

Da war es folgerichtig, dass auch an die Gründung einer bilateralen Gesellschaft gedacht wurde, die die Beziehungen zwischen beiden Staaten auf halboffiziellem Weg fördern sollte. Vorgespräche hatte es mehrere gegeben, von Prag aus erfolgte ein entsprechendes Signal von Seiten der staatlichen "Gesellschaft für Internationale Beziehungen", die neben Österreich auch die Bundesrepublik Deutschland in ihr Geflecht einbeziehen wollte. So lud Klaus Rose am 30. Juni 1983 nach Passau zu einem "Freundeskreis zur Gründung einer deutsch-tschechoslowakischen Gesellschaft" ein. Der entsprechende Zeitungsbericht alarmierte Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß, der in einem Schreiben vom 5. August 1983 von Klaus Rose wissen wollte, was da geplant sei. Unbeeindruckt davon gediehen die weiteren Schritte, weil sich in Prag "Tauwetter" zeigte. So luden Klaus Rose und Hans Presl zum entscheidenden Termin ein. Am 23. Oktober 1983 erfolgte die Gründung der "Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft" in Bad Füssing, deren Präsident Prof. Pollok wurde. Aber im Dezember des gleichen Jahres erfolgte auch in Düsseldorf die Gründung einer ähnlich gerichteten Gesellschaft, deren Präsident der nordrhein-westfälische Landtagspräsident Dr. John van Nees-Ziegler wurde. So war bald eine gemeinsame Abstimmung nötig, die besonders vom Bundestagsabgeordneten Dr. Rose in einigen Gesprächen in Köln und Düsseldorf mit Dr. van Nees-Ziegler und mit dessen Assistenten Horn betrieben wurde. Franz Josef Strauß hatte im übrigen die bayerische Initiative in einem Schreiben vom 25. Januar 1984 an Klaus Rose ausdrücklich begrüßt.

 

Als Ergebnis der bundesweiten Aktivität kam es am 10. November 1984 in Freyung zur Gründung des "Landesverbandes Bayern der Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft". In Anwesenheit von Präsident von Nees-Ziegler wurde Dr. Klaus Rose zum Bayerischen Landesvorsitzenden gewählt. Zu Stellvertretern wurden CSU-MdL Dr. Max Fischer und SPD-MdL Otto Benner berufen. Als Schatzmeister fungierte CSU-Bezirksrat Heinrich Schmidhuber, als Schriftführer Dr. Erwin Allesch. Landesgeschäftsführer wurde Hans Presl.

 

Der neue Landesverband Bayern hatte sich unter dem Dach der bundesweiten Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft eine eigene Satzung gegeben, die ihm weitgehende organisatorische und finanzielle Freiheiten ließ. Wegen der unmittelbaren Grenznachbarschaft ergaben sich auch typische Notwendigkeiten.

 

Landesvorstandssitzungen wurden bald in Cham und in Vilshofen abgehalten. Am 19. März 1987 sicherte der DTG-Bundesvorsitzende dem Bayerischen Verband die Selbständigkeit zu. Diese wurde unter anderem dazu genutzt, auch die katholische Kirche in die Begegnungsarbeit einzubeziehen. So besuchten sensationellerweise die jeweiligen Botschafter Dr. Spacil und Dr. Schattmann im April 1987 gemeinsam den Passauer Bischof Franz Xaver Eder. Umgekehrt wurde enger Kontakt mit Kardinal Tomasek gehalten, der zumindest bei den jeweiligen "Verfassungstagen" in der Deutschen Botschaft in Prag zu sprechen war. Mit Vertretern der unterdrückten Kirche gelangen sporadische Treffen. Am 29. Februar 1988 gab es erneut einen anerkennenden Brief des Bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß.

 

Seit in Freyung 1987 eine bescheidene Landesgeschäftsstelle eingerichtet und seit in verschiedenen Arbeitskreisen gezielte Aktivitäten entfaltet werden konnten, kam das in der Satzung genannte Ziel immer näher. Auf den Gebieten der Wirtschaft und des Handels, der Wissenschaft und der Kultur, des Sports und des Tourismus, des Umweltschutzes und der Städtepartnerschaften entwickelten sich lebhafte Kontakte, die von der Partnergesellschaft in Prag, der "Gesellschaft für internationale Beziehungen", großzügig unterstützt wurden. Stets war die Deutsche Botschaft unterrichtet, damit sie wertvolle Hilfestellung leisten konnte. Mit den Botschaftern Dr. Ritzel, Dr. Diesel, Dr. Meyer, Dr. Schattmann, Hermann Huber und Dr. Hofstätter arbeiteten Landesvorsitzender Dr. Rose und Landesgeschäftsführer Hans Presl vertrauensvoll zusammen. Lange vor der "sanften Revolution" in der CSSR ergaben sich Kontakte mit Persönlichkeiten, die später genutzt werden konnten. "Böhmische Wochen" gehörten bayernweit zum Standardprogramm der Gesellschaft, die auch über die Einführung von Tagesvisa und die Öffnung weiterer Grenzstellen verhandelte. Ein bilateraler Nationalpark wurde ins Gespräch gebracht. Am 26. September 1989 berichtete die Passauer Neue Presse, dass auch der Strauß-Nachfolger als Ministerpräsident von Bayern, Dr. h.c. Max Streibl, seine "Hochachtung und Unterstützung" für den bayerischen Landesverband der Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft bekundete.

 

Dann standen die Massen in der Tschechoslowakei wie überall im sogenannten Ostblock gegen das kommunistische Regime auf. Die Passauer Neue Presse vom 10. Januar 1990 berichtete vom Glückwunschschreiben des Landesverbandes Bayern der Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft an den neuen Staatspräsidenten Vaclav Havel und an den neuen Parlamentspräsidenten Alexander Doubcek. Rose und Presl standen in engem Kontakt mit dem Bürgerforum, vor allem im Raum Budweis. Dr. Jiri Vlach und Dr. Mojmir Prokop kamen mehrmals nach Bayern. Um den Wegfall des Visums gab es intensive Bemühungen. Schließlich fielen alle Begegnungs-Schranken, ab Mitte 1990 begannen endgültig die "gutnachbarlichen Beziehungen", um die sich der Landesverband Bayern der Deutsch-Tschechoslowakischen Gesellschaft seit seiner Gründung 1983 intensiv bemüht hatte. Die Jahrestagung in Bad Füssing am 20. April 1991 konnte erstmals in völliger Normalität und in Freundschaft abgehalten werden. Die Aufgaben der Gesellschaft waren damit aber keinesfalls beendet, im Gegenteil. Was in den Gründerjahren nur mit Mühe erreicht wurde, nämlich der breitestmögliche Austausch von Gedanken und Menschen, musste weiterhin zur Selbstverständlichkeit werden. So folgten zusätzliche offizielle Begegnungen, besonders die hochrangigen Gespräche von Klaus Rose im Juli in Preßburg mit Ministerpräsident Jan Carnogursky, mit einigen Parteiführern (darunter Meciar) und mit dem deutschen Generalkonsul Dr. Bricke.

 

Die Deutsch-Tschechoslowakische Gesellschaft hatte zwar auf Bundesebene Probleme bekommen, was besonders in der "Krisensitzung" des DTG-Vorstandes am 08. Oktober 1991 in Köln zum Ausdruck kam. Es ging dabei schlicht um den Fortbestand einer Bundesgesellschaft, was Klaus Rose befürwortete, oder um die Verselbständigung der Landesverbände. Unabhängig von den Kölner Bemühungen forcierten Klaus Rose und Hans Presl die Aktivitäten auf bayerischer Ebene und legten bei der Landesvorstandssitzung am 16. November 1991 in Vilshofen (PNP-Bericht 26.11.91) neue Einzelheiten fest. Der Selber Oberbürgermeister Werner Schürer wollte sich mehr um die neue Euroregio Oberfranken-Sachsen-Westböhmen ("Egrensis") kümmern, die Passauer Vertreter wie Rose, Presl, Schmidhuber und Prof. Kleinhenz mehr um die Euroregion  Passau-Budweis ("Goldener Steig"). Diesem Zweck diente auch ein Antrittsbesuch von Klaus Rose, Hans Presl und Passaus neuem Oberbürgermeister Willi Schmöller am 20. Dezember 1991 in Budweis, der bei den Gesprächen mit Bischof Dr. Anton Lischka, Generalvikar Vaclav Dvorac und Primator (Oberbürgermeister) Jaromir Talirsch den festen Willen zur Etablierung der Region mit den beiden Eckpfeilern Budweis und Passau sowie der Einbeziehung des Mühlviertels zum Ausdruck brachte (PNP-Bericht 23.12.1991 und 24.12.1991). Am 15. Februar 1992 kam es im Rathaussaal von Passau zur grundsätzlichen Errichtung dieser Euro-Region. Klaus Rose hatte in seinem Redebeitrag Beispiele anderer Euro-Regionen erwähnt und den niederbayerischen Regierungspräsidenten Dr. Herbert Zeitler dafür erwärmt. Beitrittswillig zeigten sich allerdings auch niederbayerische Landkreise über den Großraum Passau hinaus, wofür Landrat Hanns Dorfner plädiert hatte. Skepsis bei den Verfechtern des "Goldenen Steigs" war trotzdem die Folge.

 

Die Errichtung einer neuen DTG-Informationsstelle in Nürnberg im November 1992 bildete einen weiteren Höhepunkt, nachdem sie bei der Landesvorstandssitzung in Selb im Sommer 1992 vorbereitet worden war. Auf Bundesebene war der Vorsitz von Horn auf den SPD-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Roth übergegangen, was von bayerischer Seite wertneutral hingenommen wurde. Auf der ersten Bundesvorstandssitzung unter Roth am 16. Dezember 1992 in Bonn hatte Klaus Rose seine kooperative Zusage gegeben.

 

Im Jahr 1993 stand die neue Situation wegen der Teilung der Tschecho-Slowakei im Mittelpunkt. Eine erste Vorstandssitzung in Bayerisch Eisenstein brachte noch keinen neuen Namen, denn die Jubiläumsveranstaltung "Zehn Jahre DTG Bayern" sollte noch in Selb stattfinden. Dort aber, am 15. Mai 1993, einigte man sich auf den neuen Namen "Deutsch-Tschechische und -Slowakische Gesellschaft e.V. (DTSG), Landesverband Bayern". Als weiterer stellvertretender Landesvorsitzender wurde Werner Schürer, Oberbürgermeister in Selb, gewählt. Im darauffolgenden Festakt im Rosenthal-Feierabendhaus im Beisein des 1. Vizepräsidenten des tschechischen Parlaments, Dr. Jiri Vlach, und des Bundesvorsitzenden Wolfgang Roth beschrieb der Festredner, Prof. Otto Herbert Hajek, "die friedliche Eroberung unserer gemeinsamen Geschichte als die wahre Versöhnungsarbeit" (Passauer Neue Presse, 17. Mai 1993).

 

Auf einer Sitzung am 5. Mai 1994 in Waldkirchen wurden Prof. Dr. Pollok, Kanzler Dr. Friedrichs, Ex-Staatssekretär Dr. Fischer und MdL a.D. Otto Benner mit der eigens geschaffenen Verdienstmedaille ausgezeichnet.

 

Im Zusammenhang mit den bayerisch-böhmischen Nachbarschaftsbeziehungen entwickelte Klaus Rose einige Zusatzaktivitäten, die in seine parlamentarische Arbeit hineinreichten und die in verschiedenen Medien aufgegriffen wurden, von der Lokalpresse "Passauer Neue Presse", "Der neue Tag" (Weiden) und "Straubinger Tagblatt" bis hin zur "WELT", zur "Süddeutschen Zeitung", zum BAYERNKURIER", zum "Münchner Merkur", zur "Sudetendeutschen Zeitung", zum Bayerischen Fernsehen und zur "Rude Pravo". Da stand am Anfang natürlich das leidige Visa-Thema, das den nachbarlichen Kontakt über Jahrzehnte blockierte. Immer wieder wurde Rose, auch für Einzelfälle, an der CSSR-Botschaft in Bonn vorstellig und begleitete den Liberalisierungsprozess, besonders ab 1988, bis endlich der Visumzwang wegfiel.

 

Die Grenzöffnung warf dann neue Fragen auf. Einmal ging es um mehr Planstellen bei der Grenzpolizei und der Zollverwaltung, die nach der Grenzöffnung völlig überlastet war, und dabei speziell um den Ausbau des Grenzüberganges Philippsreuth an der B 12. Dann erreichte Rose beim bayerischen Kultusminister, dass neue Richtlinien für den Schüler- und Jugendaustausch mit der CSFR erlassen wurden, nachdem verschiedene Schulklassen aus dem Grenzraum wegen einer Reise-Bezuschussung an ihn herangetreten waren (1992). Auch wegen der Verbesserung der Verkehrsverhältnisse im Grenzraum wurde er in Bonn und München vorstellig, u.a. in einer der Fragestunden am 30.03.1992, und natürlich immer wieder wegen der Ausweisung der Bundesstraße 12 als Europastraße.

 

Für die Skoda-Werksschule in Pilsen konnte Rose über das Auswärtige Amt Deutsch-Lehrbücher besorgen (1993), für die CSU knüpfte er Beziehungen mit der "Christlichen und Demokratischen Union - Tschechische Volkspartei" an und arrangierte ein Treffen in Deggendorf (1993). Dem Musik- und Heimatverein Hinterschmiding besorgte er für Chor- und Orchesterreisen aus der Tschechischen Republik Zuschüsse aus dem Auswärtigen Amt (1993), einer Klinik in Kaaden (Nordböhmen) vermittelte er Medizingeräte, und mit den niederbayerischen Volkshochschulen führte er Beratungsgespräche zum Aufbau des Bildungswesens in Böhmen, aber auch wegen verschiedener Praktika im Beruf. "Deutsch-tschechische Gespräche" nach dem Muster der Königswinter-Treffen mit Großbritannien regte Rose beim Auswärtigen Amt an. Mit den "Werkverträgen" für tschechische und slowakische Arbeitnehmer stellte sich ein Dauerthema ein, das sich - je nach Interessenlage - konstruktiv oder explosiv gestaltete. Aber auch exotische Wünsche wurden erledigt, zum Beispiel die Besorgung einer US-Staatsfahne für ein Bürgerforum in Krummau (1990) oder ein größerer Zuschuss des Bundesinnenministeriums für die Restaurierung der Böhmerwaldkirche in Heuraffel.

 

Die 6. Mitgliederversammlung des Landesverbandes Bayern am 20. Mai 1995 in Nürnberg nahm Rose schließlich zum Anlass, nicht erneut zum Landesvorsitzenden zu kandidieren. Seine zusätzliche Aufgabe als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag beanspruchte so viel Zeit, dass nur mehr der "Ehrenpräsident" der DTSG blieb. Dazu wählte ihn die Mitgliederversammlung, die den Bundestagsabgeordneten Bartholomäus Kalb zum Rose-Nachfolger bestimmte und die nochmals durch die Grußworte von Nürnbergs Oberbürgermeister Peter Schönlein, Passaus Landrat Hanns Dorfner, Selbs Oberbürgermeister Werner Schürer und Furths Bürgermeister Reinhold Macho sowie durch die Ansprache des tschechischen Generalkonsuls in München, Dr. Rudolf Jindrak, aufgewertet worden war. Eine 25jährige Nachbarschaftsarbeit war für Rose zu Ende gegangen. Eine Spätfrucht konnte er allerdings am 24. November 1995 in Freyung genießen, als ihm als erstem westlichen Politiker ein Exemplar des ersten Weißbuches der tschechischen Armee im Rahmen einer von der DTSG mitveranstalteten Podiumsdiskussion zur "NATO-Osterweiterung" übergeben wurde. Als Ehrenpräsident nahm er auch gelegentlich an Veranstaltungen der DTSG teil und freute sich deshalb beispielsweise am 15. Dezember 2001 in Furth im Wald, als der neue Landesgeschäftsführer Kaspar Sammer (Nachfolger von Presl-Fuchs) vorgestellt und später im PNP-Bericht öffentlich bekannt gemacht wurde (31/12/01).

 

Für alle Bemühungen im nachbarschaftlichen Verhältnis erhielt Klaus Rose im Herbst 2007 den "Kunstpreis" des Adalbert-Stifter-Vereins (wie vorher auch schon Weizsäcker und Genscher) und im Herbst 2008 die Ehrenmedaille der tschechischen Armee. Denn auch beim neuen "Zwei-Tage-Drei-Länder-Marsch" von Reservisten im Raum Freyung hatte Klaus Rose von 1995-2006 exakt 12 Mal den Schirmherrn gemacht. Am 8. Dezember 2012 nahm Klaus Rose anlässlich der Verlehung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union im Kloster Metten den erstmals verliehenen "Niederbayerischen Europapreis 2012" entgegen.

Dann kam im Juli 2015 die betrübliche Meldung, unterschrieben vom "Interimsvorsitzendem" Georg Steiner aus Passau und Geschäftsführer Kaspar Sammer, dass so viele Euregios im Raum entstanden seien, dass für die Aufgaben einer DTSG kein Platz mehr sei. Man wollte zum 1. August 2015 die Gesellschaft "formal auflösen" und den Geld-Barbestand von 5.724 Euro sinnentsprechend verwenden sowie mögliche Aktivitäten in den Strukturen der Europaregion Donau-Moldau einbringen. Steiner war als "Insolvenzverwalter" erkoren worden, weil unter Kalbs Nachfolger als Landesvorsitzender, Andreas Scheuer MdB, jegliche Tätigkeit zum Erliegen gekommen war. Allerdings hatten Steiner-Sammer auch gewertet, dass man "mit Freude, dass die Ursprungsidee der Gründer sich mehr als realisiert hat" in andere Aktivitäten umsteigen könnte. 31 Jahre nach der Gründung des Landesverbandes Bayern und 45 Jahre nach der ersten grenzüberschreitenden Aktivität von Klaus Rose (Fahrt der Jungen Union Vilshofen an den ersten Maitagen 1970 nach Prag) hatte sich eine neue Realität ergeben. Dazu gehörte insgesamt auch das Ende bayerisch-tschechischer Abneigung. Die Eröffnung einer Repräsentanz des Freistaates Bayern 2014 in Prag durch Ministerpräsident Horst Seehofer persönlich wies den neuen, von den DTSG-Gründern so sehr ersehnten Weg in eine Zukunft guter Nachbarschaft im uralten Kulturraum Bayern-Böhmen.